Kulturpolitische Relevanz des Themas „Eintrittsfreiheit“ und Ausgangssituation der Beforschung des eintrittsfreien Museumssonntags in 15 landesgeförderten Museen in Berlin

Kultureller Teilhabe wurde in den Richtlinien der Regierungspolitik (RdR) des Berliner Senats für die 18. und 19. Wahlperiode ein besonders herausragender Stellenwert eingeräumt. In der Folge hat die Senatsverwaltung für Kultur und Europa (SenKultEuropa) neben vielen weiteren Fördermaßnahmen verstärkt öffentliche Mittel vergeben, die auf eine größere und breitere Kulturelle Teilhabe abzielen. Eine zentrale Maßnahme stellt in diesem Rahmen der durch das Land Berlin, den Landesverband der Museen zu Berlin (LMB) und die Beauftragte für Kultur und Medien (BKM) ermöglichte und seit Juli 2021 und bis auf Weiteres laufende „Eintrittsfreie Museumssonntag in Berliner Museen“ dar. Die Erwartungen an dessen Wirkung sind hoch: Die Ziele der in dieser Größenordnung in Deutschland einzigartigen Maßnahme liegen darin, „eine kostenfreie Zeitspanne für Berliner*innen für den Besuch öffentlicher Museen in Berlin,“ zu schaffen, „um finanzielle Hürden für den Museumsbesuch zu senken.“ Nicht das klassische Kulturpublikum und/oder Tourist*innen sollen primär gewonnen werden, sondern insbesondere Berliner*innen und hier verstärkt unterrepräsentierte Ziel- und Anspruchsgruppen, wie etwa Familien und junge Besucher*innen, Studierende oder Personen mit Migrationshintergrund respektive Einwanderungsgeschichte. Viele teilnehmende Museen haben an den jeweiligen Sonntagen als Besuchsanreiz neben der Eintrittsfreiheit eventspezifische Vermittlungsangebote unterbreitet. Zudem wurde der eintrittsfreie Museumssonntag kontinuierlich von einer Kommunikationskampagne begleitet, um eine breite Aufmerksamkeit hierfür im Berliner Stadtgebiet und Umland zu schaffen. Rein quantitativ kann die Maßnahme als ein großer Erfolg bezeichnet werden, insbesondere da es in der COVID-19-Pandemie über viele Monate stark erschwerten Rahmenbedingungen trotzen musste. Das gilt auf der Angebotsseite wie auch auf der Nachfrageseite: Im Jahr 2021 besuchten rund 155.000 Menschen an sechs Sonntagen die insgesamt 64 teilnehmenden Museen, im Jahr 2022 waren dies an den sechs Sonntagen bis einschließlich Juni sogar gut 200.000 Menschen in den inzwischen mehr als 70 teilnehmenden Häusern. In den ersten zwölf Monaten konnte der eintrittsfreie Museumssonntag somit fast 400.000 Besucher*innen für sich gewinnen.6 Auf Basis vorliegender Besuchszahlen von teilnehmenden landesgeförderten Museen in Berlin dürfte es sich summa summarum hochgerechnet um grob 2,5‑mal so viele Besucher*innen wie an regulären Sonntagen handeln. 

Diese Zahlen sagen allerdings noch nichts darüber aus, wer das Publikum ausgemacht hat und warum es an diesen Sonntagen ins Museum gegangen ist. In der Forschung wird die Einführung eines freien Eintritts bislang eher mit Skepsis gesehen. Die oft zumindest anfänglichen Erfolge solcher Maßnahmen bei der Besucher*innengewinnung sind offenbar meist nicht nachhaltig, und die erhoffte soziale Verbreiterung des Publikums ist in der Praxis zumindest bislang nur bedingt gelungen. Nichtsdestotrotz hatte der eintrittsfreie Museumssonntag gerade in Zeiten der COVID-19-Pandemie mutmaßlich das Potenzial, einen wichtigen Beitrag dazu zu leisten, dass große und breite Bevölkerungsanteile zu (Wieder-) Besuchen von Kulturangeboten angeregt werden. Inwieweit dies tatsächlich der Fall war und welche zentralen Erfolgsfaktoren hier wirkten, ließ sich nur über eine groß angelegte Besucher*innenbefragung in den teilnehmenden Einrichtungen feststellen. 

Vor diesem Hintergrund hat das Institut für Kulturelle Teilhabe (IKTf) eine entsprechende Begleitforschung zum eintrittsfreien Museumssonntag in 15 landesgeförderten Museen initiiert. In diesem Bericht werden sämtliche vorliegenden Befragungsdaten aus den zwölf Monaten Laufzeit der Besucher*innenbefragungen an eintrittsfreien Museumssonntagen ausgewertet.