Die Studie

Vom 7. Juni bis 29. Juli 2021 wurde, finanziert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, die zweite repräsentative Bevölkerungsbefragung zur Kulturellen Teilhabe in Berlin durchgeführt. Eines ihrer zentralen Themen war der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf das kulturelle Leben der Berliner*innen.

kurz&knapp-Bericht „Kulturelle Teilhabe in Berlin 2021. Digitale Kulturangebote: Nutzung, Bewertung und Teilhabe”

Die folgenden Ergebnisse und Analysen basieren auf Daten, die insbesondere das erste Jahr der Corona-Pandemie mit den dazugehörigen Einschränkungen des öffentlichen und insbesondere kulturellen Lebens beschreiben. Kultur- und Freizeitangebote konnten aus Infektionsschutzgründen oftmals nicht mehr vor Ort besucht werden. Digitalen Kulturangeboten im Internet kam so eine neue, besondere Rolle zu, die entstandenen Lücken in der kulturellen Infrastruktur zumindest in Teilen zu füllen. Beispielsweise Online-Kulturangebote wie Video-on-Demand-Plattformen gewannen in dieser Zeit beträchtlich an Relevanz in der Bevölkerung.

Für viele Kultureinrichtungen, Kulturschaffende und Künstler*innen waren digitale Kulturangebote bereits vor der Pandemie ein zentrales und an Bedeutung gewinnendes Betätigungsfeld.2 Sie waren bereits seit vielen Jahren an der Erstellung und Erprobung von digitalen Programm- und Vermittlungsangeboten mit vielfältigem Spektrum beschäftigt: Von der Liveübertragung einer Aufführung (z. B. eines Theaters oder Konzerthauses) zur Online-Ausstellung oder ‑Ausstellungsführung (z. B. eines Museums), über digitale Spiele oder Audio-Spaziergänge im öffentlichen Raum bis hin zum Videoaustausch/Chat mit Macher*innen einer Aufführung oder Ausstellung.

Neuland war dieses Tätigkeitsfeld für sie längst nicht mehr, es bekam durch die aktuelle Situation nur nochmals einen besonderen Schub.

Andere sahen sich erst durch die pandemische Situation angeregt, ihre Angebote (auch) ins Internet zu verlagern, um sie ihrem bisherigen, vielleicht aber sogar auch einem breiteren Publikum zugänglich machen zu können. Auch seitens der Kulturpolitik wurden erhebliche Anstrengungen zur Förderung digitaler Kulturangebote unternommen.3

Als digitale Kulturangebote gelten im Folgenden eigenständige kulturelle Inhalte von Kultureinrichtungen, Kulturschaffenden und Künstler*innen, die online abgerufen werden können – ausdrücklich nicht jedoch Informationen zu Vor-Ort-Angeboten in Internet.

Der vorliegende Kurzbericht enthält erste Analysen zur Nutzung solcher digitaler Kulturangebote. Besonderes Interesse gilt dabei u. a. den Fragen, wie viele Menschen solche Angebote genutzt haben, wie sie diese bewerten, ob diese auch zukünftig auf Interesse stoßen werden und welche Implikationen sie für die Kulturelle Teilhabe haben.

Zentrale Ergebnisse

  • Digitale Angebote von Kultureinrichtungen, Kulturschaffenden und Künstler*innen wurden in Zeiten von COVID-19 bereits von etwa der Hälfte der Bevölkerung genutzt. Ein Viertel möchte sie in Zukunft regelmäßig wahrnehmen.
  • Heruntergebrochen auf unterschiedliche Kulturanbietende und Angebotsarten liegt der jeweilige Anteil der Nutzer*innen jedoch deutlich darunter. Gleichzeitig gibt es bei den meisten von ihnen zwischen 30 % und 50 % grundsätzlich Interessierte.
  • Vor allem bei klassischen Kulturangeboten existiert noch viel Nutzungspotenzial. Trotz Corona-Pandemie und deutlicher Ausweitung der Angebote war zwischen 2019 und 2021 bei digitalen Ausstellungs- angeboten aber noch kein bedeutsamer Anstieg der Nutzer*innenzahl feststellbar.
  • Die Beurteilung digitaler Kulturangebote fällt bisher gespalten aus. Nur die Hälfte der Nutzer*innen gibt an, sie genossen zu haben. Interaktive digitale Kulturangebote findet nur knapp ein Drittel spannend – insbesondere Jüngere.
  • Digitale Kulturangebote werden am ehesten von innovationsfreudigen Menschen angenommen, die klassische Kulturangebote auch zuvor sehr wahrscheinlich genutzt haben und souverän mit dem Internet umgehen.
  • Die Mehrheit der Berliner*innen empfindet den Download von Apps für die Nutzung eines Kulturangebots als Hindernis. Vor allem für ältere Menschen bestehen zusätzliche Barrieren hinsichtlich Computer oder Internetnutzung.