Die Studie
Vom 7. Juni bis 29. Juli 2021 wurde, finanziert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, die zweite repräsentative Bevölkerungsbefragung zur Kulturellen Teilhabe in Berlin durchgeführt. Eines ihrer zentralen Themen war der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf das kulturelle Leben der Berliner*innen.
kurz&knapp-Bericht „Kulturelle Teilhabe in Berlin 2021. Einstellungen der Berliner*innen zu Kulturbesuchen und Hygienemaßnahmen während der COVID-19-Pandemie und Wiederbesuchsabsicht”
Die folgenden Ergebnisse und Analysen basieren auf Daten, die zu einem Zeitpunkt erhoben wurden, der in Bezug auf die Pandemiebekämpfung sehr erfolgreich war. So nahm die Impfkampagne deutlich an Fahrt auf. Vom 7. Juni bis 29. Juli 2021 stieg in Deutschland die Anzahl der vollständig Geimpften von 18,4 auf 43,1 Millionen um mehr als das Doppelte.1 Auch hatte die COVID-19-Inzidenzkurve in den Sommermonaten eine Talsenke mit teils einstelligen Werten erreicht, bevor sie in den Folgemonaten wieder anstieg.2 Ab Juni wurden schrittweise unter Hygieneauflagen wieder Kulturveranstaltungen in Berlin ermöglicht.3 Zügig öffneten zunächst vor allem Museen/Gedenkstätten, nach und nach auch gefolgt von den Bühnen. Neben der zunächst vorsichtigen Wiederaufnahme von Veranstaltungen in Innenräumen fanden vermehrt auch Außenveranstaltungen statt. Diese positiven Entwicklungen spiegelten sich jedoch nicht unmittelbar in einem „Run“ auf Kulturveranstaltungen wieder. Viele Berliner Kultureinrichtungen klagten spartenübergreifend über niedrige Besuchs- bzw. Auslastungszahlen.4 Dies lag nicht einfach nur an einer durch Hygieneauflagen begrenzten Personenzahl, die die Angebote zulassen durften. Denn oft kamen weniger Menschen zu den Angeboten, als es diese Auflagen gestattet hätten. Erklären lässt sich diese Entwicklung einerseits durch geringe und auch weiterhin nur zögerlich steigende Tourismuszahlen, die sich deutlich unter dem Niveau von 2019 bewegten.5 Nicht unwesentlich liegen diese Zahlen andererseits aber auch in der kulturbezogenen Stimmungslage der Berliner Bevölkerung begründet, von der eine Mehrheit im Sommer äußerste Vorsicht in Bezug auf Kulturbesuche walten ließ – und auch weiterhin walten lassen wollte. Im Sommer konnten diese „Vorsichtigen“ zumindest theoretisch auf Außenveranstaltungen ausweichen, deren Anzahl in der kälteren Jahreszeit aber deutlich abnehmen wird. Möglicherweise werden vor diesem Hintergrund die Besuchs- und Auslastungszahlen von Kulturangeboten in den nächsten Monaten sogar noch unter den aktuellen Wert sinken.
Zentrale Ergebnisse
- Über die Hälfte der Berliner*innen war und ist sehr vorsichtig mit Kulturbesuchen während der COVID-19-Pandemie. Dabei gibt es in der Bevölkerung vier pandemiebedingte Kulturnutzungs-Typen.
- Haltungen zu Kulturbesuchen in der Pandemie lassen sich mit Soziodemografie und Risikogruppenzugehörigkeit allein nicht erklären. Wichtig ist auch der Lebensstil einer Person.
- Eine große Mehrheit der Berliner*innen bewertet eine Vielzahl von Hygienemaßnahmen bei öffentlichen Veranstaltungen wie beispielsweise Kulturangeboten als wichtig.
- Insbesondere bei Menschen, die schon vor COVID-19 eher wenig wahrscheinlich Kulturangebote besucht haben, ist in Zukunft von noch weniger Besuchen auszugehen.
- Ein Großteil der Berliner*innen hat Kulturangebote während ihrer Schließung vermisst. Sehr weit verbreitet ist zudem die Sorge um die Weiterexistenz von Kulturangeboten.
- Eine überwältigende Mehrheit der Berliner*innen befürwortet besondere Unterstützungsmaßnahmen für den Kultursektor.