Status quo der Freien Szene in Berlin

Im März 2021 wurden die Ergebnisse der Befragung durch die Koalition der Freien Szene zum Thema „Auswirkungen der Coronakrise auf die Akteur*innen der Freien Szene in Berlin sowie zu den Perspektiven und Forderungen der Betroffenen“ veröffentlicht. Sie gewährten einen ersten, spartenübergreifenden Einblick in die Arbeitsrealität und die unzureichende soziale Absicherung freier Künstler*innen in Berlin. Gleichzeitig deckte die Studie auf, dass weiterhin ein hoher Bedarf an vertiefenden, vergleichbaren und regelmäßig erhobenen Daten zur Lebens- und Arbeitssituation von freien Künstler*innen besteht.  Sowohl der Freien Szene als auch Politik und Verwaltung fehlt hierzu eine solide Datenbasis, die auch über eine reine Folgeerhebung nicht zu erreichen gewesen wäre. Vor diesem Hintergrund entstand in Gesprächen zwischen dem Institut für Kulturelle Teilhabeforschung (IKTf) und Vertreter*innen des Sprecher*innenkreises der Koalition der Freien Szene eine Idee: Eine breit aufgestellte Studie “Status quo der Freien Szene” ins Leben zu rufen, die regelmäßig angepasst und wiederholt werden kann, um auch Entwicklungen zuverlässig darstellen zu können.

Studiendesign

Das Studiendesign sah zwei Stufen vor: Im ersten Schritt eine methodische Reflexion für eine geeignete Durchführung der Studie “Status quo der Freien Szene”, die im Oktober 2021 abgeschlossen sein soll („Machbarkeitsstudie“). Geprüft wird, wie eine solche Erhebung methodisch aussehen könnte, wie möglichst viele verschiedene Befragte erreicht werden könnten, welche Bedarfe verschiedene Akteur*innen an diese Studie haben und wie diese zusammengeführt werden könnten. Bei einer Empfehlung dieser methodischen Reflexion für eine Durchführung entscheiden die am Projekt beteiligten Akteur*innen, ob die Status-quo-Erhebung der Freien Szene im zweiten Schritt bis Ende Februar 2022 umgesetzt wird.

Konzeption, Umsetzung, Auswertung und Ergebnisverschriftlichung der methodischen Reflexion wie im Zweifelsfall auch der Studie “Status quo der Freien Szene” erfolgen in stetigem und engem Austausch aller Projektpartner*innen. Eine grundlegende Rolle spielt die gemeinsame Entwicklung einer Befragung, welche die Erkenntnisbedarfe der beteiligten Akteur*innen widerspiegelt. Die Expertise der Freien Szene wird dabei in allen Projektphasen eingebunden, bspw. bei Überlegungen, wie möglichst viele Befragte erreicht werden können und bei der Entwicklung eines Fragebogens.

Projektbeteiligte

Für das Projekt haben sich verschiedene Institutionen und Personen zusammengeschlossen, um eine unabhängige Studie zu entwickeln, die Wissenschaft, empirische Expertise, Szenekenntnisse und nicht zuletzt ausreichend Ressourcen mitbringen, um ein solches Vorhaben professionell umsetzen zu können.

Das IKTf hat die Wissenschaftliche Projektleitung der Studie übernommen (Dr. Vera Allmanritter, Oliver Tewes-Schünzel). Zudem werden über das IKTf die Autor*innen der Studie „Auswirkungen der Coronakrise auf die Akteur*innen der Freien Szene in Berlin sowie zu den Perspektiven und Forderungen der Betroffenen“ für die operative Ausführung einer Machbarkeitsstudie, etwaig auch der Studie eingebunden (Susanne Marquardt, Dr. Sabine Hübgen).

Teil des Projektteams ist zudem die Koalition der Freien Szene, vertreten durch zwei Personen aus deren Sprecher*innenkreis und je einem/einer weiteren Vertreter*in aus den Verbänden sowie im Austausch mit PROSA.

Ein weiterer Teil des Projektteams ist die Kulturraum Berlin GmbH. Sie hat die Koordination der Projektbeteiligten übernommen sowie eine inhaltliche Beratung und Rückkopplung mit dem Bündnis Kultur Räume Berlin (Tatjana Kaube, Jole Wilcke).

FAQ

  • Warum braucht es diese Studie?

    Derzeit gibt es Erhebungen vor allem in einzelnen Bereichen der Freien Szene. Zwar gibt es bspw. Untersuchungen vom berufsverband bildender künstler*innen berlin (bbk), die die Arbeits- und Lebensbedingungen Berliner Künstler*innen untersuchen. Es gibt außerdem  eine vom Bundesverband der Bildenden Künstler (BBK) regelmäßig durchgeführte Umfrage zu Einkommen, Sozialversicherung, Altersvorsorge und ähnlichen Fragen. Diese Studien untersuchen aber weder den Großteil der Berliner Bildenden Künstler*innen noch die anderen Bereiche der Freien Szene. Für diese anderen Bereiche gibt es diese Erhebungen ohnehin kaum und – wenn vorhanden – nicht als regelmäßig wiederkehrende Untersuchung. Die bisherigen Erhebungen nutzen zudem in weiten Teilen unterschiedliche Fragebögen, was Ergebnisse zu einzelnen Bereichen nur bedingt bis gar nicht vergleichbar macht. Zugleich gibt es inhaltliche Schwerpunkte, die bislang nicht in allen Einzelstudien aufgetaucht sind, deren Ergebnisse aber für alle Bereiche der Freien Szene wertvoll sind.

  • Warum hat das IKTf diese Studie übernommen?

    Das IKTf liefert laut Leitbild Daten für Akteur*innen im Kulturbereich und für Kulturpolitik- und Verwaltung. Der Schwerpunkt des IKTf als unabhängiges Forschungsinstitut liegt hierbei darauf, Erkenntnisse zum Status quo der Kulturellen Teilhabe zu liefern, die die entsprechenden Akteur*innen strategisch wie operativ für ihre Arbeit nutzen können. Das IKTf entscheidet sich im Austausch mit diesen Akteur*innen eigenständig für seine zukünftigen Studienschwerpunkte. Entsprechende Studien sind ergebnisoffen. Das IKTf  nimmt in seinen Publikationen zudem nur eine empirische Beschreibung und Einordnung von Ergebnissen vor –  die Ableitung von Handlungsempfehlungen wird den Rezipient*innen überlassen.

    Bereits rund um die Studie „Auswirkungen der Coronakrise auf die Akteur*innen der Freien Szene in Berlin sowie zu den Perspektiven und Forderungen der Betroffenen“ bestand ein regelmäßiger Austausch zwischen dem IKTf und dem Sprecher*innenkreis zu methodischen Fragen. Unter anderem hat das IKTf als damals nicht beteiligter Akteur rund um die Ergebnispublikation die Studienergebnisse gestützt und die Notwendigkeit von Folgeerhebungen bekräftigt.

  • Wie wird die Unabhängigkeit der Studie gewährleistet?

    Das IKTf ist zu 100 Prozent öffentlich gefördert und damit nicht abhängig von Sponsoren, Verbandsmitgliedern oder Interessensgruppen. Angesiedelt ist das IKTf in der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung für Kulturberatung (SKWK), einer rechtlich und inhaltlich eigenständig agierenden Stiftung des Landes Berlin. Initiiert wurde das Projekt “Status quo der Freien Szene” durch die Koalition der Freien Szene und das IKTf. Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa finanziert das Projekt aus Mitteln, die kurzfristig im Rahmen eines Corona-Haushaltes voraussichtlich zur Verfügung gestellt werden können. Sie ist inhaltlich nicht an der Studie beteiligt. Sie nimmt auch keinen anderweitigen Einfluss auf das Projekt, so wie auch die z. T. öffentlich finanzierten Verbände der Freien Szene unabhängig agieren können. In dem Projektteam arbeiten zudem zwei freie Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen des Sprecher*innen-Kreises der Koalition der Freien Szene, die Einblick in alle Schritte des Projekts haben und es an zentralen Stellen mitsteuern.

  • Warum ist die Koalition der Freien Szene im Projektteam?

    Die Koalition der Freien Szene ist ein spartenübergreifender Zusammenschluss verschiedener Verbände, Netzwerke, Initiativen, Gruppen und Einzelpersonen aus der Freien Szene und hat sich im März 2012 gegründet. Koordiniert wird die Arbeit der Koalition der Freien Szene von einem Sprecher*innen-Kreis bestehend sowohl aus Vertreter*innen der jeweiligen Spartenverbände für Bildende Kunst, Musik, Projekträume, Literatur, Tanz und Darstellende Künste als auch aus spartenunabhängigen Personen, die direkt von den vierteljährlichen Plenen gewählt werden.

    Die Koalition der Freien Szene ist eine offene Plattform, die in regelmäßigen Treffen kulturpolitische Forderungen diskutiert und formuliert, Konzepte entwickelt und Kampagnen organisiert.

    Die Freie Szene erhofft sich vertiefende, vergleichbare und regelmäßig erhobene Daten zur Lebens- und Arbeitssituation von freien Künstler*innen. Die Koalition der Freien Szene hat mit ihrer bereichsübergreifenden Studie „Auswirkungen der Coronakrise auf die Akteur*innen der Freien Szene in Berlin sowie zu den Perspektiven und Forderungen der Betroffenen“ Anfang 2021 den  inhaltlichen Ausgangspunkt der Studie “Status Quo der Freien Szene” geliefert.

  • Warum ist die Kulturraum Berlin GmbH im Projektteam?

    Die Kulturraum Berlin GmbH setzt im bzw. mit dem Bündnis Kultur Räume Berlin das Arbeitsraumprogramm des Landes Berlin um. Eine entscheidende Fehlstelle im Arbeitsraumprogramm aktuell ist das Wissen um Anzahl und Ausstattung der benötigten Räume für die jeweilige Sparte bzw. nach Aufteilung der Sparten. Eine Umfrage, die erstmals die Bestände und Bedarfe künstlerischer Arbeitsräume ermittelt hat, wurde Ende 2014 von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa durchgeführt. Die benötigten Zahlen und Spartenaufteilungen sind überholt und können hieraus nicht mehr abgelesen werden. Seit 2014 wurden zudem zahlreiche Umfragen und Bedarfsdarstellungen durch die Spartenverbände durchgeführt, diese aber sind in ihren Fragestellungen und Ergebnissen sehr unterschiedlich und lassen eine Vergleichbarkeit, wie für das Arbeitsraumprogramm notwendig, nicht darstellen.

    Zur Arbeitsrealität von Künstler*innen der Freien Szene gehört die räumliche Infrastruktur, die in den vergangenen Jahren erheblich unter Druck geriet. Die Kulturraum Berlin GmbH plante für das Arbeitsraumprogramm ohnehin eine Bedarfserhebung und erkennt in der Studie „Status quo der Freien Szene“ den Vorteil, eine repräsentative Erhebung zu grundlegenden räumlichen Bedarfen zu erhalten. Spezifische Detailfragen werden ggf. im Rahmen von weiteren, auch qualitativen Erhebungen, beantwortet.