Kulturpolitische Einordnung (Auszug aus der Studie)

Im Zuge zahlreicher Bildungsreformen wurde Kulturelle Bildung bereits seit den 1970er-Jahren als wichtiger Teil des Bildungssystems anerkannt. Eine Renaissance erfuhr Kulturelle Bildung vor über 20 Jahren, als Bildungspolitik vor dem Hintergrund der damals überraschend schlechten Resultate bei der PISA-Studie zum großen Thema wurde. Mit dem Diskurs über Bildung ganz allgemein wuchs auch der Stellenwert der Kulturellen Bildung – sowohl im schulischen Kontext als auch in der außerschulischen Bildungsarbeit und in der Folge auch in öffentlich geförderten Kultureinrichtungen.

Das Thema Kulturelle Bildung kann aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. Diskutiert werden können beispielsweise Methoden der Kulturellen Bildungspraxis in unterschiedlichen künstlerischen Sparten. Mit Wirkungsforschung kann aber auch nach den Effekten Kultureller Bildungsprojekte auf die Teilnehmenden gefragt werden.

In der vorliegenden Studie werden die Entwicklungen jedoch ausschließlich aus kulturpolitischer Perspektive betrachtet. In den Fokus rückt vor diesem Hintergrund vor allem das Verhältnis öffentlich getragener oder geförderter Kultureinrichtungen und ‑projekte zu Kultureller Bildung. Auffällig ist, dass die Beschäftigung mit Kultureller Bildung in genannten Einrichtungen und Projekten nicht nur intrinsisch motiviert ist. Vielmehr ist die jüngere Geschichte der „Kulturpolitik für Kulturelle Bildung“ in Deutschland eng verbunden mit politisch intendierten Förderprogrammen, die seit Mitte der 2000er-Jahre zum Teil aus politisch-parlamentarischer Initiative, zum Teil auch durch private Stiftungen auf den Weg gebracht wurden und die Renaissance der Kulturellen Bildung maßgeblich voranbrachten. Diese Förderprogramme hatten und haben auch intensiven Einfluss auf die Entwicklung der Kulturellen Bildung in Berlin.

Ein Meilenstein in der Auseinandersetzung mit dem Feld der Kulturellen Bildung in Berlin ist das ressortübergreifende Rahmenkonzept für Kulturelle Bildung. Es konzentriert sich auf Kinder und Jugendliche und unterscheidet sich dabei nicht grundlegend von anderen Akteur*innen oder Fördergebenden. Im Rahmenkonzept wurde festgehalten, dass die Aufgabe von Kultureller Bildung die Befähigung von Kindern und Jugendlichen zur aktiven und selbstverantwortlichen Teilnahme am kulturellen Leben der Gesellschaft sei. Zur Erarbeitung des Konzepts wurden mittels einer Portfolioanalyse alle Angebote der Kulturellen Bildung aus den Bereichen Jugend, Kultur und Schule, die sich an junge Menschen bis zum Alter von 27 Jahren richten und im weitesten Sinn ästhetische und gestalterische Ausdrucksformen einschließen, nach verschiedenen Kriterien systematisiert. Das Erreichen dieser digitalen Generation mithilfe neuer kommunikativer Strategien ist innerhalb des Rahmenkonzepts ebenfalls als konkretes Ziel formuliert. Folglich definiert das Berliner Rahmenkonzept seit 2008 die zentralen Handlungsfelder für Kulturelle Bildung im Land Berlin. Seit 2010 wird die Umsetzung des Rahmenkonzepts regelmäßig mit Fortschrittsberichten eruiert und das Rahmenkonzept nachjustiert bzw. erweitert.

Die letzte systematische Abbildung des Status quo der Kulturellen Bildungsarbeit in Berlin wurde im Jahr 2011 von BIRNKRAUT|PARTNER arts + business consultants vorgestellt. Ziel der Evaluation war die Ermittlung des Status quo im Bereich der Kulturellen Bildung in ausschließlich Berliner institutionell landesgeförderten Kultureinrichtungen.

Ziel und Fragestellungen der Studie:

Das IKTf-Forschungsprojekt „Kulturelle Bildung in Berlin 2024” wurde von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt (SenKultGZ) gefördert. Das übergeordnete Ziel der Studie ist die strukturierte Abbildung des Status quo der Kulturellen Bildungsarbeit in Berlin. Es geht dabei nicht um die Bewertung der künstlerischen Inhalte oder der kulturellen Qualität, sondern um die Beschreibung und das Verständnis der Kulturellen Bildungsarbeit in Berlin. Letztlich sollen übergeordnete Herausforderungen, Bedarfe, Gelingensbedingungen sowie konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet werden und, wo sinnvoll, an die letzte Bestandsaufnahme von 2011 angeknüpft werden. Zusammengefasst verfolgt die Studie dabei die Beantwortung folgender Fragen:

• Wer sind die Akteur*innen, die sich im Feld der Kulturellen Bildungsarbeit in Berlin verorten?
• Wie lassen sich die Selbstverständnisse der Kulturellen Bildung charakterisieren? • Was sind die Ziele der Kulturellen Bildungsarbeit in Berlin?
• Welche Angebote im Feld der Kulturellen Bildungsarbeit lassen sich in Berlin festhalten?
• Welche Bevölkerungsgruppen werden von den Angeboten der Kulturellen Bildung angesprochen und erreicht?
• Wie stellen sich die Kooperationsbeziehungen im Feld der Kulturellen Bildungsarbeit in Berlin dar?
• Wie ist die finanzielle und personelle Ausstattung der Akteur*innen im Feld der Kulturellen Bildungsarbeit in Berlin?
• Welche Qualitätsstandards und Qualifikationen spielen bei den befragten Akteur*innen eine Rolle?
• Welche Erfolgsfaktoren und Gelingensbedingungen lassen sich für die Kulturelle Bildungsarbeit in Berlin herausarbeiten?
• Welche Herausforderungen in der Umsetzung der Kulturellen Bildungsarbeit in Berlin lassen sich festhalten?
• Inwiefern lassen sich vor diesem Hintergrund Handlungsempfehlungen an Kulturpolitik und ‑verwaltung ableiten?

Die Studie ist als barrierefreies PDF verfügbar (Download rechts auf der Seite)