KulMon® – dauerhafte Besucher*innenforschung

Das größte System zur kontinuierlichen Erforschung der Besucher*innen von Kultur- und Freizeiteinrichtungen im deutschsprachigen Raum ist KulMon®. Das Institut für Kulturelle Teilhabeforschung (IKTf) verantwortet seit seiner Gründung 2020 die wissenschaftliche Betreuung und übernahm 2022 von visitBerlin die Projektleitung. KulMon® ist dauerhaft als Langzeitstudie angelegt und ermöglicht den teilnehmenden Einrichtungen durch einen standardisierten Fragenkatalog Vergleiche untereinander bzw. mit Durchschnittswerten der einzelnen Branchen.

Datenbasiertes Arbeiten in Zeiten der Krise

KulMon® konnte trotz pandemiebedingter Herausforderungen auch in Krisenzeiten Daten erheben. Dadurch wurden strukturelle Veränderungen im Publikum sichtbar und die Auswirkungen von COVID-19-Maßnahmen konnten empirisch evaluiert werden. Gerade in unsicheren Zeiten, die auch gravierende ökonomische Probleme für Einrichtungen mit sich bringen, war und ist datenbasiertes Arbeiten von besonderem Wert. Die Verankerung des Systems in eine verstetigte öffentlich finanzierte Struktur in der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung erwies sich vor allem in der Krise als hilfreich, denn dadurch konnte zeitnah auf pandemiebedingte Entwicklungen reagiert werden.

Daher wurde bereits zum Ende des ersten Lockdowns im Mai 2020 getestet, unter welchen organisatorischen Bedingungen Befragungen in den Einrichtungen möglich waren. Ab Juni 2020 fanden dann mit Öffnung der ersten Einrichtungen wieder persönliche Interviews mit Gästen vor Ort statt. In die Auswertung dieses Berichts flossen nur Interviews aus Einrichtungen ein, in welchen kontinuierlich zwischen 2019 und 2022 Daten erhoben wurden. Dies trifft bei KulMon® auf 26 Einrichtungen am Standort Berlin zu.

Parallel zum Testbetrieb entwickelte das IKTf in Zusammenarbeit mit den KulMon®-Teilnehmer*innen pandemiespezifische Fragen, um beispielsweise die Bewertung der Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen in den Einrichtungen zu evaluieren.

Zentrale Ergebnisse

  • Der Anteil der Altersgruppen über 60 Jahre ist 2020/2021 im Kulturpublikum stark gesunken, hat sich 2022 aber wieder erholt. Allerdings wurden die grundsätzlichen Probleme eines tendenziell veralteten Publikums durch die Krise noch verschärft.
  • Lokale Besucher*innen kompensierten nicht das Wegbleiben von Tourist* innen. Insbesondere für Kultur-einrichtungen mit traditionell hohem Anteil von Gästen aus dem Ausland stellt deren Wegfall auch aktuell noch eine ökonomische Herausforderung dar.
  • Kultureinrichtungen, welche nur ein homogenes und nicht diverses Stammpublikum ansprechen, können dessen Webbleiben kurzfristig nicht einfach kompensieren.
  • Die Pandemie hat die soziale Ungleichheit im Kulturpublikum verschärft. Diejenigen gesellschaftlichen Gruppen, welche bereits vor der Krise Kultureinrichtungen selten besucht haben, sind in COVID-19-Zeiten noch stärker weggeblieben. Diese Entwicklung hat sich 2022 noch nicht erholt.
  • Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen der Kultureinrichtungen wurden vom Publikum begrüßt und sehr positiv beurteilt.
  • Digitale Angebote der Kultureinrichtungen ersetzen zumindest auf Seiten des bestehenden Publikums keine Präsenzveranstaltungen.