
Am 25. September waren das IKTf im Rahmen des 3. KulMon-Praxistags zu Gast im Deutschen Theater Berlin.
Nach der Begrüßung von Vera Allmanritter (IKTf), Sophia Quint (visitBerlin) und unseren Gastgebenden (Vera Barner & Carol Corellou) tauchten alle direkt ein in die Welt der Daten:
Helge Kaul (International School of Management | ISM Hamburg) startete mit einem allgemeinen Überblick über die Auswertung und immer wiederkehrenden Fragen bei der Arbeit mit den KulMon-Daten: Welche Fragen wähle ich für meine Besucher*innenbefragungen am sinnvollsten aus? Mit welcher Software und wie kann ich auch aufwändige Datenanalysen betreiben? Und wie übersetze ich die Erkenntnisse aus den Befragungen in strategische Maßnahmen zur Publikumsgewinnung? Er erläuterte, warum eine externe Expert*innenberatung sinnvoll sein kann und stellte das KulMon-Beratungsangebot mit verschiedenen Analysepaketen vor. Abschließend skizzierte er beispielhaft den Ablauf einer Expert*innenberatung von der Zieldefinition über die Datenauswertung bis zur Präsentation der Ergebnisse.
Warum beschäftigen sich Kulturinstitutionen mit ihrem Publikum? Nicht immer steht dabei allein der Ticketverkauf im Mittelpunkt. Thomas Renz vom IKTf sprach darüber, wie KulMon-Daten genutzt werden können, um Publikumsstrukturen zu verstehen und gezielt weiterzuentwickeln. Er zeigte, wie datenbasiertes Arbeiten Entscheidungen vereinfacht, Entwicklungen sichtbar und Projekte besser planbar macht. Er stellte verschiedene Anwendungsfelder von Daten vor – etwa ob sich die Einführung eines Last-Minute-Tickets lohnt oder auch ob zusätzliche Maßnahmen zur Ansprache touristischer Gäste aus dem Ausland erfolgreich sind. Er gab Einblicke in verschiedene Instrumente, wie KulMon-Daten in der Praxis anzuwenden sind und zeigte auf, welche organisatorischen Voraussetzungen es für datenbasierte Arbeiten in Kultureinrichtungen braucht.
Am Nachmittag gab es die Möglichkeit zum intensiven Austausch beim World-Café. In mehreren Arbeitsrunden diskutierten die Teilnehmenden, wie sich KulMon-Daten gezielt interpretieren und in konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des Besuchserlebnisses umsetzen lassen. Dabei ging es unter anderem darum, Befragungsergebnisse strategisch für die Programm- und Angebotsplanung zu nutzen, datenbasierte Entscheidungen anstelle von Bauchgefühl zu treffen und KulMon-Daten als aussagekräftige Kennzahlen für unterschiedliche Abteilungen einer Einrichtung einzusetzen.
Warum gehen Menschen ins Theater, Museum oder Konzert? Was ist ihre Besuchsmotivation? Oft geht es dabei um mehr als nur den reinen Kulturgenuss. Helge Kaul sprach über verschiedene Motivationstypen von Kulturbesucher*innen und zeigte auf, wie diese für eine gezielte Besucheransprache genutzt werden können. Er stellte heraus, dass klassische demografische Merkmale wie Alter oder Bildung dafür allein nicht mehr ausreichen und eine Einteilung des Publikums nach ihren Beweggründen hilfreicher ist. Zudem betonte er, wie wichtig es ist, Angebote gezielt auf verschiedene Besuchergruppen zuzuschneiden und passende Maßnahmen zu entwickeln.
Zum Abschluss des Tages ging um die Nichtbesucher*innen, was wir über sie wissen und wie Einrichtungen mehr über sie erfahren können. Im Mittelpunkt des Gesprächs zwischen Thomas Renz und Andreas Heinen (HTW Dresden) stand die Frage, warum bestimmte Gruppen keine klassischen Kulturangebote besuchen. Zentral war die Erkenntnis, dass es vor allem an der Motivation liegt und Maßnahmen wie freier Eintritt oder neue Vermittlungsangebote allein nicht ausreichen. Es wurde außerdem thematisiert, dass andere Kulturmilieus durchaus kulturell aktiv sind, aber dem Theater eben das Schlagerfestival vorziehen. Diskutiert wurde auch, wo und wie Nichtbesucher*innen erreicht und befragt werden können und welcher Aufwand damit verbunden ist. Den Einrichtungen, die sich mit Nichtbesucher*innen beschäftigen möchten, wurde empfohlen, eine möglichst konkrete Zielgruppe zu definieren und über Kooperationen, Vermittlung oder neue Programme nachzudenken.