Das IKTf samt Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung soll den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen. Die Abwicklung dieser kritischen Infrastruktur käme Berlin teuer zu stehen.
Im Berliner Haushalt müssen über 3 Milliarden Euro eingespart werden. Der Kulturbereich als kleinstes Ressort ist dabei unverhältnismäßig hart betroffen. In der Liste der Einsparmaßnahmen steht die öffentlich-rechtliche Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung (SKWK) auf dem Streichposten, ebenfalls die ihr angegliederte Tochtergesellschaft, die Kulturraum Berlin gGmbH (KRB). Neben massiven Einsparungen ist konkret von Abwicklung die Rede. Die Abwicklung hätte für den Berliner Kulturbereich sowie bundesweit verheerende Auswirkungen.
- Das Institut für Kulturelle Teilhabeforschung in der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung ist auf Basis einer Machbarkeitsstudie der Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) Prof. Monika Grütters entstanden und wurde jüngst vom Wissenschaftsdienst des Deutschen Bundestages als einzigartiger und unersetzlicher Datenlieferant für den gesamtdeutschen Kulturbereich herausgestellt.
- Wird das IKTf abgewickelt, werden u.a. auch das Besucher*innenforschungssystem KulturMonitoring (KulMon) eingestellt, mit dem aktuell fast 100 Kultureinrichtungen in und außerhalb Berlins kontinuierlich marktrelevante Daten sammeln. Auch die regelmäßigen Befragung von Nicht-Besucher*innen von Kultureinrichtungen und zahlreiche Studien zur Wirksamkeit von öffentlichen Fördermaßnahmen im Kulturbereich werden abgewickelt.
- Ohne diese anwendungsorientierten Studien gibt es in ganz Deutschland keinerlei vergleichbare, strukturierte und kontinuierliche Datengrundlage auf wissenschaftlicher Basis mehr für kulturpolitische Entscheidungsträger und Einrichtungsleitungen sowie Verbände und Presse im Kulturbereich.
- Kultureinrichtungen können sich ohne dieses fundierte Wissen über ihre Besucher*innen und Nichtbesucher*innen – Daten sind in allen Branchen der Gesellschaft wie Wirtschaft, Gesundheitswesen, Verkehr etc. völlig selbstverständlich – in Zeiten von radikalen Haushaltskürzungen weder wirtschaftlich aufstellen noch gegen ihre breite Konkurrenz im Freizeitmarkt behaupten. In Kulturpolitik und Verwaltungen fehlen Daten und Fakten zur Wirksamkeit von Fördermaßnahmen.
- Speziell KulturMonitoring (KulMon) ist als „shared service-Angebot“ für Kultureinrichtungen einzigartig in Europa mit seit 2008 inzwischen spartenübergreifend über 500.000 durchgeführten Besucher*innenfragungen. KulMon ermöglicht Benchmarking der Befragungsergebnisse in Berlin und im interkommunalen Vergleich bundesweit. Das System ist in Berlin gestartet und befindet sich aktuell im Moment der Ausweitung auf andere Bundesländer.
- Das besondere Profil des IKTf hat Pilotcharakter: Es agiert als Vernetzer*in zwischen Forschung, Kultureinrichtungen, ‑politik und ‑verwaltungen sowie Zivilgesellschaft. Zugleich setzt es als Forschungsinstitut auf praxisnahe Wissensvermittlung. Studien, Forschungsergebnisse und aktuelle Entwicklungen sind auf all diejenigen im Kulturbetrieb zugeschnitten, die sich durch konzept- und datenbasiertes Arbeiten zukunftsfähig aufstellen müssen.
Wird die Stiftung abgewickelt, zerschlägt die Berliner Regierungskoalition diese vorher sorgfältig aufgebaute Infrastruktur, die in vielen Bereichen der Berliner Kulturverwaltung und in Kultureinrichtungen unter Aufwendung deutlich höherer Haushaltsmittel erneut aufgebaut werden müsste. Damit würde die Berliner Regierungskoalition dem Kulturbereich neben sämtlichen Mittelkürzungen der einzelnen Einrichtungen und Initiativen doppelt schaden – und das auf lange Zeit.